Eva und Samuel Mattia
Eva und Samuel Mattia sind jung verheiratet, lieben Jesus und sind fest entschlossen nach einer Grundausbildung als Medical Missionaries vollzeitlich Gott in der Mission zu dienen. Ausgebildet als Medizinische Assistentin und Zimmermann entschlossen sie sich 2019 ihre Gaben und Erfahrungen in Gottes Werk der Menschenrettung einzusetzen. Als Missionary Volunteers wurden sie Teil unseres Missionsteams für Afrika und berichten über ihre erste Frontline Missionserfahrung in der Turkana-Wüste.
Eva Mattia
6.807,68 km.
Hier waren wir nun, 6.807,68 km von zuhause entfernt und am Beginn einer großen Erfahrung. Angekommen an einem Ort, indem die Ziegen auf der Landebahn des Flughafens laufen, an dem man gesehen hat, dass die Menschen hier in Hunger und Armut leben.
Wir fuhren ca. 1 ½ Stunden von dem Flughafen zu unserem neuen Domizil für die nächsten 8 Wochen. Ein kleines Dorf namens Natuntun. Vereinzelt stehen immer wieder kleine Hütten aus Palm- und Bananenblätter, die mit Ästen zusammengeschnürt wurden, indem die Menschen wohnen und leben.
Auch wir lebten in solchen Hütten. Das Beste war, das wenn wir abends in unserem Bett lagen, wir den wunderschönen Sternenhimmel beobachten konnten und über uns sich immer der Orion befand.
Nach unserer Ankunft zeigte uns Nicola die Aufgaben der nächsten Wochen. Das Gemeindegebäude welches schon gebaut wurde, sollte erweitert werden, da ein großer Zuwachs in der Gemeinde dort herrscht. Ein Ausbildungszentrum, bei dem das Grundgerüst schon gebaut wurde, sollte fertig gestellt werden, damit der Unterricht dort beginnen kann. Außerdem sollte das DSI (Desert Spring Institut) an Studentenhüttchen erweitert werden, sodass den Studenten dort genügend Schlafraum geboten werden kann.
Das klang alles nach einer Menge Arbeit also, ran ans Werk.
Schon bald durften wir feststellen, das die Uhren in Afrika anders laufen als bei uns in Deutschland. Somit dauerte die Materialbestellung mehrere Tage und auch die Lieferung änderte sich Tag für Tag. Doch auch wenn alles dort viel Zeit in Anspruch nimmt, ging es voran und die Materialien kamen. Als Hilfe hatten wir viele fleißige Arbeiter aus dem Dorf und aus der nächst entfernten Stadt, sodass die Arbeit langsam aber sicher voran ging.
Es gab aber auch Ruhetage, nämlich jeden Sabbat. Für mich waren die Sabbate dort jedes Mal etwas ganz besonders. Auch wenn man die Sprache nicht verstand, tauchte man ein in die herzliche Atmosphäre, die lieben Gesichter der Geschwister und die vielen Kinder, die sich um dich tummeln und dir einfach mal durchs Haare fahren möchten, da sie keine langen Haare haben, oder deine Hand berühren möchte, da du eine ganz andere Hautfarben hast als sie.
Die Lieder, die jeden Sabbat mit voller Freude und Begeisterung gesungen wurden, waren wunderschön, bewegend und oft mit solchen Texten geschmückt: „Jesus kommt! Kommt mit, Ihm zu begegnen!“
Die ganze Gemeinde fasste sich dann an der Hand und freute sich.
Die strahlenden Kinderaugen, als ich ihnen die Kindergeschichten erzählen durfte oder auch wenn wir ein Kinderlied gesungen haben, werden immer in meiner Erinnerung verwurzelt bleiben. Wunderschöne Momente, die unvergesslich sind.
Die Arbeit ging gut voran und die Zeit verging, eine Zeit, welche für uns sehr lehrreich und interessant war, in der wir die Menschen und ihre Mentalität kennen lernen durften, ihr einfacher und trotzdem erfüllter Lebensstil, die Trockenheit und Hitze in der Wüste und vieles mehr.
Doch für uns (meinen Mann und mir) ging die Reise früher zu Ende als gedacht. Durch eine schwere Malaria Erkrankung mussten wir für eine Woche ins Krankenhaus nach Eldoret fliegen, indem er behandelt wurde.
Wir sind Gott sehr dankbar auch für diese Erfahrung, denn wir durften erkennen, dass Gott alles in seiner Hand hält und es kann nichts geschehen, was er nicht zulässt.
Wir versuchen oft die Kontrolle zu haben über allem und das beste zu machen was möglich ist, aber irgendwann kann man nichts mehr machen, man kann „nur“ noch beten.
Auch wenn wir manchmal nicht verstehen, warum dies oder jenes gerade passiert, sollten wir dennoch den Blick auf unseren Herrn Jesus gerichtet lassen und alles dankbar aus Gottes Hand nehmen, denn alles hat sein Sinn und sein Zweck. Oftmals ist es, damit unser Charakter geformt und geschliffen werden kann. Und dafür sollten wir dankbar sein.
Ich danke Gott dafür, dass wir auf diese Reise gehen durften.
Auch geht ein herzlicher Dank an Nicola der uns auf diese große Reise mitgenommen hat. Wir wünschen Ihm und seinem Team weiterhin alles Gute, besonders Gottes Schutz und Segen sowie eine Segensreiche Ausbildungsstätte im Desert Spring Institut in Nantuntun.
Samuel Mattia
Eine völlig andere Welt.
„Boah, ist das hier heiß“, das dachte ich mir als wir aus dem gekühlten Flugzeug stiegen. Nach einigen Stunden Flug waren wir endlich in Lodwar. Das Aussehen des Flughafens und die Tatsache, das eine Herde Ziegen direkt am Flughafen vorbei marschierte stimmte uns schon auf das ein, was uns erwarten würde: eine völlig andere Welt.
Wir warteten eine kurze Weile am Flughafen, um dann von Peter und ein paar anderen abgeholt und zum Tee eingeladen zu werden. Anschließend fuhren wir nach einem kurzen Werkstattaufenthalt zum Markt, um frische Lebensmittel zu besorgen. „Muzungu, Muzungu“, hörten wir sofort über den Markt schallen, was nichts anderes wie „Weißer, Weißer“ bedeutet.
Nun sind alle Marktverkäufer wieder wach und versuchen, den Weißen ihre Waren anzupreisen. Man sollte hier gezielt wissen, was man kaufen möchte, ansonsten verliert man sich schnell in den Rufen der Verkäufer.
Was mir sofort auffiel waren einige die Teenager, die uns in einem gewissen Abstand verfolgten. Beim näheren Hinschauen sah ich, das sie alle eine abgenutzte Flasche in der Hand hatten, an der sie immer wieder rochen. In der Flasche war eine Flüssigkeit.
Nicola erklärte uns daraufhin, das sich in den Flaschen Schuhkleber befindet. Sie sind süchtig nach diesem Kleber und können nicht mehr normal leben ohne daran zu schnüffeln.
So schnell hatte uns die Realität eingeholt, die Realität einer anderen Welt. Als wir aus der Stadt zu unserem Zielort fuhren und aus den Fenstern schauten bemerkten wir immer wieder die runden Lehmhütten, in der die Familien auf wenigen Quadratmetern zusammen leben. Die Straße, eine Sandpiste mit so manchen Achsbrechern, führte uns nach circa 30 Kilometern Fahrtstrecke und einer Stunde Fahrtzeit endlich nach Natuntun.
Dort angekommen, trugen wir unser Gepäck in unsere neue Wohnung, einer runden Strohhütte, und montierten das Moskitonetz. Anschließend wurden wir im Lager und auf dem kompletten Grundstück des DSI (Desert Spring Institute) herumgeführt. Es dauerte nicht lange, bis sich uns die ersten Kinder anschlossen, was letztendlich in einer Belagerung durch Kinder endete. Sie waren anfangs schüchtern, doch das legte sich schnell und schon bald lachten sie mit uns, obwohl die Verständigung mit ihnen ausschließlich durch Hände und Füße geschah.
Bei der Führung bemerkten wir, das noch viel Arbeit vor uns stand, aber nichts, was nicht zu schaffen wäre.
Während wir uns in den folgenden Tagen erst einmal an das Klima gewöhnen mussten, fingen die ersten Einheimischen schon mit der Arbeit an. Löcher und Gräben für Fundamente des Zaunes und der Erweiterung der Gemeinde wurden gegraben, bis Nicola die Materialbestellung in der Stadt zusammen mit ein paar Fachkräften tätigen konnte.
Es dauerte einige Tage, bis die Lieferung endlich da war und die Arbeit auf „volle Kraft“ hochgefahren werden konnte. Nun wurde an verschiedenen Stellen gleichzeitig gearbeitet. Es wurde geplant, gegraben, gehackt, gemauert, verputzt und geschweißt. Das Ausbildungszentrum wurde fertig gemauert und anschließend innen und außen verputzt, Fenster und Türen hierfür wurden geschweißt und eingebaut, das Fundament der Erweiterung der Gemeinde wurde gegossen und die Seiten mit Naturstein hoch gemauert, die Wohnungen für die Studenten wurden geplant, eine neue Leitung vom Wassertank in die Mitte des DSI-Geländes wurde gelegt und vieles mehr wurde getan, errichtet und geschafft.
Doch unser Aufenthalt bestand nicht nur aus Arbeit, Sabbats waren wir abwechselnd in verschiedenen Gemeinden in der Umgebung und hielten dort Kindergeschichten und Predigten und feierten mit den Einheimischen Gottesdienst. Das war schön, belebend und anders.
Anders wurde es uns auch, als wir eines Nachts von plötzlichem Regen überrascht wurden. Hastig packten wir unsere Sachen, um im Auto zu verschwinden und den heftig prasselnden Regen abzuwarten und schliefen ein.
Schlussendlich wandelte sich unsere Situation in der Wüste, denn ich erkrankte an Malaria. Der anfängliche Verdacht auf einen einfachen Hitzeschlag veränderte sich schnell hin bis zum schweren Malaria. Innerhalb einer Woche veränderte sich mein Zustand trotz Behandlung, sodass wir unseren Aufenthalt vorzeitig abbrechen mussten. Meine Frau und ich flogen von Lodwar nach Eldoret, um das dortige Klima zu nutzen. Im Krankenhaus angekommen wurde schnell klar, das mein Zustand sehr kritisch war. Ich wurde sofort stationär aufgenommen und behandelt.
Einige Tage später ging es mir wieder besser und ich bekam die Diagnose, frei von Malaria zu sein. Ein paar Tage waren jedoch noch nötig, um wieder zu Kräften für die Rückreise nach Deutschland zu kommen.
Letztere Erfahrung war für mich sehr einprägsam. Ich habe gemerkt, das Gott mir dadurch eine Lektion zu lernen gegeben hat und bin Gott so dankbar für die Gnade, die er mir geschenkt hat und uns allen anbietet. Er ist der große Meister und Schöpfer, und schlussendlich hält er alles in seiner Hand, doch leider vergessen wir das sehr schnell.
In Afrika habe ich viele Dinge gelernt und bin sehr froh über jede Erfahrung, die ich dort erleben durfte. Ich wünsche AMEN e.V. und allen mitarbeitenden Menschen weiterhin Gottes Segen und Führung für die weitere Zeit.
© Bild- und Tonrechte / AMEN e.V. / 2020